Great 9/9/9 review in German magazine Klassik Heute
May 29, 2025
Holger Sambale
KLASSIK HEUTE (DE)
(9/9/9)
AI Translation:
In the year 2025, the 100th anniversary of the death of the great French eccentric Erik Satie (1866–1925) is being commemorated, and on this occasion, the Danish label OUR Recordings is dedicating an album of piano music to him. As is often the case, the label relies on carefully selected Danish artists, in this instance, pianist Christina Bjørkøe, who is, of course, already well known to music enthusiasts interested in Danish music through numerous releases on labels such as cpo, Classico, or Dacapo; however, with this album she appears to be making her debut with OUR Recordings.
Surprises from Satie’s Oeuvre Spanning Three Decades
If the program is titled Satie Surprises, this is not only in reference to the very special nature of Satie’s music itself, but also to the repertoire selection on this CD. No Gnossiennes or Gymnopédies, in other words, deliberately not the most popular cycles. Instead, from the (naturally somewhat less well-known) pieces, there are the Airs à faire fuir from the Pièces froides, the Avant-dernières pensées, or the first three Nocturnes, along with numerous smaller pieces from Satie’s estate. It’s a colorful compilation that, in a loosely arranged, non-chronological order, covers Satie’s output from 1890 to 1920.
Moments of Hesitation and Pause
Bjørkøe makes her mark even more strongly through her playing. Her interpretations generally proceed from slow, measured tempi, reminiscent in this regard of Reinbert de Leeuw, though without making this a dogma. Thus, Bjørkøe renders the first of the Airs à faire fuir very sustained, while the second she approaches much more fluidly, as she does (in comparison with some other interpretations) with the Prélude de la porte héroïque du ciel. Her readings are interspersed with moments of hesitation and pause, many small caesuras, often more a music of the moment, savored and internalized. Bjørkøe’s Satie possesses a certain earthiness, an approach characterized less by filigree clarity and transparent textures, and more by an eminent sense for ambivalent, intermingling moods, accompanied by relatively generous pedaling and sensitive phrasing.
Numerous Evocative and Striking Facets
One might, of course, debate whether the sixteenth-note garlands in the second of the Nocturnes or the third of the Avant-dernières pensées could use a bit more lightness. But on the whole, Bjørkøe’s approach reveals many exciting, remarkably expressive and evocative facets. This is especially evident in the numerous (supposedly) minor works, which Bjørkøe takes very seriously, transforming (counterpoint) studies such as Fâcheux exemple, Désespoir agréable, and others into small gems with carefully differentiated touch and finely articulated secondary voices, which at times take on a distinctly coloristic effect.
A Successful Satie Homage
The accompanying text by Torben Enghoff provides a successful, well-written introduction to Satie’s life and music, though the booklet itself already notes that the individual pieces on this CD are not discussed in detail, even though the selection and some of the more rarely heard works might well have warranted commentary. The tracklist could have been prepared in a more detailed and clearer way; referring to the final three pieces simply as Préludes I–III from Préludes (1888–1892) is, in my view, an editorial slip: in fact, they are the three Préludes from the incidental music to Le fils des étoiles (1891/92), and this title should have been included to avoid confusion. That aside, this is an exceptionally successful Satie homage with a strong personal touch. Worth listening to! Holger Sambale [29.05.2025]
http://www.klassik-heute.de/4daction/www_medien_einzeln?id=25106
Original German review.
In diesem Jahr 2025 jährt sich der Todestag des großen französischen Exzentrikers Erik Satie (1866–1925) zum 100. Mal, und aus diesem Anlass widmet ihm das dänische Label OUR Recordings ein Album mit Klaviermusik. Wie so häufig setzt das Label dabei auf sorgfältig ausgewählte dänische Künstler, in diesem Fall die Pianistin Christina Bjørkøe, die natürlich gerade dem an dänischer Musik interessierten Musikfreund durch etliche Veröffentlichungen bei cpo, Classico oder Dacapo ein Begriff ist; bei OUR Recordings scheint sie mit diesem Album indes ihr Debüt zu geben.
Überraschungen aus Saties Schaffen über drei Jahrzehnte
Wenn das Programm Satie Surprises überschrieben ist, dann nicht nur im Hinblick auf die ganz spezielle Natur der Satie’schen Musik selbst, sondern ebenso sehr im Sinne der Repertoireauswahl auf dieser CD. Keine Gnossiennes oder Gymnopédies, also mit Absicht nicht die allerpopulärsten Zyklen, von den (natürlich schon etwas weniger) bekannteren Stücken stattdessen die Airs à faire fuir aus den Pièces froides, die Avant-dernières pensées oder die ersten drei der Nocturnes, und dazu speziell auch zahlreiche kleinere Stücke aus dem Nachlass, eine bunte Zusammenstellung, die in locker gefügter, nicht chronologischer Reihenfolge Saties Schaffen von 1890 bis 1920 abdeckt.
Momente des Zögerns und des Innehaltens
Eigene Akzente setzt Bjørkøe in noch stärkerem Maße durch ihr Spiel. Grundsätzlich gehen ihre Interpretationen von langsamen, gemessenen Tempi aus, in dieser Hinsicht etwa Reinbert de Leeuw ähnelnd, ohne dies zum Dogma zu erheben. So nimmt Bjørkøe das erste der Airs à faire fuir sehr getragen, das zweite dagegen begreift sie viel fließender, ebenso wie (im Vergleich zu einigen anderen Interpretationen) das Prélude de la porte héroïque du ciel. Dabei sind ihre Lesarten durchzogen von Momenten des Zögerns, Innehaltens, vielen kleinen Zäsuren, oft eher eine Musik des Moments, der intensiv ausgekostet, verinnerlicht wird. Bjørkøes Satie besitzt eine gewisse Erdenschwere, ein Ansatz, der sich weniger durch filigrane Klarheit und transparente Texturen auszeichnet als vielmehr durch einen eminenten Sinn für ambivalente, ineinander verschwimmende Stimmungen, einhergehend mit einer relativ großzügigen Pedalisierung und sensibler Phrasierung.
Zahlreiche eindringliche und eindrückliche Facetten
Natürlich könnte man dabei hier und da diskutieren, ob nicht etwa die Sechzehntelgirlanden im zweiten der Nocturnes oder die dritte der Avant-dernières pensées mehr Leichtigkeit vertragen könnten. In der Totalen aber fördert Bjørkøes Ansatz sehr viele spannende, bemerkenswert expressive und eindringliche Facetten zutage. Dies macht sich gerade in den zahlreichen (vermeintlichen) Nebenwerken bemerkbar, die Bjørkøe sehr ernst nimmt und so (Kontrapunkt-)Studien wie Fâcheux exemple, Désespoir agréable und andere in kleine Preziosen verwandelt mit sorgfältig differenziertem Anschlag und allerhand vorzüglich herausgearbeiteten Nebenstimmen, die hier teilweise eine regelrecht kolorierende Wirkung entfalten.
Eine gelungene Satie-Hommage
Der Begleittext von Torben Enghoff liefert eine gelungene, gut geschriebene Einführung in Saties Leben und Musik, wobei bereits das Beiheft selbst darauf hinweist, dass die einzelnen Stücke auf dieser CD nicht im Detail diskutiert werden – obwohl die Auswahl selbst und manche der seltener zu hörenden Stücke vielleicht doch einen Kommentar wert gewesen wären. Die Trackliste hätte etwas detaillierter und übersichtlicher aufbereitet werden können; die drei abschließenden Stücke jedenfalls nicht weiter spezifiziert als Préludes I–III aus Préludes (1888–1892) zu bezeichnen, ist für mich ein editorischer Lapsus: tatsächlich handelt es sich um die drei Préludes aus der Bühnenmusik zu Le fils des étoiles (1891/92), und dieser Titel sollte hier entsprechend genannt werden, um Verwechslungen zu vermeiden. Dessen ungeachtet handelt es sich um eine insgesamt ungemein gelungene Satie-Hommage mit starker persönlicher Note. Hörenswert! Holger Sambale [29.05.2025]