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Klassik.com (Germany)Solitär

December 30, 2015

Dr. Matthias Lange


Klassik.com (Germany)

L´amour et la foi - Vokalmusik von Olivier Messiaen
Solitär

Label/Verlag: Our Recordings
Detailinformationen zum besprochenen Titel

Marcus Creed präsentiert zentrales Chorrepertoire des 20. Jahrhunderts hochklassig und mit überlegenem Können der beteiligten Ensembles. Olivier Messiaens Chormusik ist von größter Attraktivität.
Olivier Messiaens Werk für Chor ist durchaus gehaltvoll, das zeigt die aktuell von Marcus Creed und den Dänischen Nationalensembles vorgelegte Platte mit ihrem feinen Programm: Einleitend sind die 'Trois petites liturgies de la Présence divine' aus dem Jahr 1943 zu hören, besetzt für 18 Soprane, 16 Solostreicher, Klavier, Celesta, Vibraphon, Ondes Martenot und Perkussion. Dazu das unvergleichliche 'O sacrum convivium' aus dem Jahr 1937 für unbegleiteten Chor, schließlich die 1948 für zwölf Solostimmen gesetzten 'Cinq rechants'.
In den 'Trois petites liturgies de la Présence divine' materialisiert sich eine erstaunlich farbige Besetzung, die Messiaen reiche Möglichkeiten eröffnet: Vokal verströmt sich viel lyrische Schönheit, sind wunderbar klangsinnliche Momente zu erleben, feine Linien von fast romantischen Qualitäten, gelegentlich im sphärischen Zusammenspiel mit den Ondes Matenot, einem elektro-akustischen Instrument, freilich eingebettet in eine komplexe Rhythmik, die einerseits ein präzis gefügtes Bild zeitigt, andererseits aber immer wieder kunstfertige Verunklarung hervorruft. Aus den instrumentalen Anteilen entfalten sich dichte Wirkungen, durchaus mit dramatischem Potenzial.
Die Motette 'O sacrum convivium' ist – mit dem durchaus informativen, allerdings nur auf Französisch und in Kurzform auf Englisch verfügbaren Booklettext gesprochen – ‚eine Klasse für sich‘: Es steht mit seiner mild-komplexen Harmonik etwas abseits der anderen Werke und deren avancierter Ästhetik, nimmt aber mit seiner Intensität, seiner überaus attraktiven Klangfülle voller edler Eleganz für sich ein. Dieser Satz hatte vor gut einem Jahrzehnt auf einer Produktion des RIAS Kammerchors und Daniel Reuss‘ ebenso überzeugt wie die auch hier bei Creed und den Dänen unmittelbar sich anschließenden 'Cinq Rechants', die sich in ihren linearen Klüften, in der rhyhtmischen Ambition, der stimmtechnischen Herausforderung als echter Prüfstein für ein Ensemble solistisch befähigten Vokalisten dastehen. Messiaen spielt in diesem thematisch seiner Tristan-Trilogie angehörenden Werk fantasievoll mit der Sprache, lässt Strukturen oft geradezu implodieren, findet dann aber immer wieder den Weg zu einer gemeinsamen Deklamation der Vokalisten.
Potente Ensembles
Eine Herausforderung für jeden Spitzenchor. Und das Danish National Vocal Ensemble besteht die Herausforderung souverän, meistert die riesigen stimmtechnischen Tücken, bietet echtes solistisches Potenzial auf, immer wieder edel verblendet in eine intensive Interaktion. Bei aller forcierten Bewegtheit verlieren die zwölf Solisten das Ideal eines gerundeten Ensembleklangs nie ganz aus den Augen, verfallen nicht in hektische Härten: Auch höchste Virtuosität wird mit einer Anmutung von Leichtigkeit gemeistert. Dazu ist die Intonation makellos, in wirklich jedem Moment – und das will etwas heißen in diesem gelegentlich ins Äußerste sich weitenden Repertoire. Die instrumentale Ebene in den 'Liturgies' gerät agil und nervös, ganz dem Duktus Messiaens entsprechend, verströmt andernorts aber auch fast verstörend klar disponierten Klangsinn. Marcus Creed lässt das in sehr variablen, oft mit viel rhythmischem Drive versehenen Tempi musizieren, versammelt die Kräfte zuweilen auch zu lyrisch grundiertem Stillstand. Der größere Chor singt die Motette 'O sacrum convivium' mit kontrollierter Fülle und beeindruckender dynamischer Präzision in sehr klar konturierten Registern.
Marcus Creed präsentiert zentrales Chorrepertoire des 20. Jahrhunderts hochklassig und mit überlegenem Können der beteiligten Ensembles. Es ist erstaunlich, wie selten zum Beispiel die 'Cinq Rechants' bislang komplett eingesungen wurden – allein diese Komposition lohnt unbedingt die Begegnung. Wie Olivier Messiaens Chormusik überhaupt von größter Attraktivität ist.
Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert:
Booklet:



Kritik von Dr. Matthias Lange, 31.12.2015
http://magazin.klassik.com/reviews/reviews.cfm?TASK=REVIEW&RECID=29552&REID=16210

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