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4 out of 5 stars Klassik.com (Germany)

February 18, 2009

Stefan Drees, Klassik.com,


Stefan Drees, Klassik.com,

4 out of 5 stars

Von der Wende zum 19. Jahrhundert, als in ganz Europa die Gitarre vielfach als Kammermusik- und Ensembleinstrument dem Klavier gegenüber dominierte, entstand eine Fülle von heute kaum mehr bekannter Musik, in der das Zupfinstrument in allen erdenklichen Kombination zusammen mit anderen Instrumenten benutzt wurde. Zu den interessantesten Persönlichkeiten, die sich als Interpreten und Komponisten diesem Repertoire widmeten und es mit Werken für Violine (oder Flöte) und Gitarre bereicherten, gehörten die Italiener Filippo Gragnani (1767–1812), Mauro Giuliani (1781–1829) und Niccolò Paganini (1782–1840). Während sich die zahlreichen Sonaten des letzteren inzwischen bei Geigern einiger Beliebtheit erfreuen und eine ganze Reihe von Aufnahmen erfahren haben, steht die Erkundung anderer musikalischer Hinterlassenschaften noch aus.

Freunde dieser in gleichem Maße intimen wie häufig auch höchst virtuosen Kammermusik dürften sich über eine Produktion des dänischen Labels OUR Recordings freuen, die drei Kompositionen Giulianis – das 'Duo concertant' op. 25, die 'Six Varations' op. 63 und das 'Grand Duetto Concertante' op. 52 – in den Mittelpunkt stellt. Dass die hier zu hörende Aufnahme mit dem Geiger Kim Sjøgren und dem Gitarristen Lars Hannibal bereits 1988 eingespielt wurde und offenbar erst jetzt den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat, macht deutlich, wie schwer es solche Werke leider immer noch haben. Das ist schade, denn hier kann man eine hörenswerte, sehr kurzweilige Musik und eine sehr gute Interpretation genießen, getragen von zwei Musikern, die das Maximum aus diesen reizvollen Kompositionen herauszuholen verstehen.

Sjørgen agiert technisch sehr versiert, zeigt sich den schwierigen Violinparts gewachsen und zieht alle Register – Spiel auf einer Seite, geschickt angewandte Portamenti, klangfarblich variierte Wiederholung von Phrasen und Melodien –, um seinen Vortrag so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Hannibal wiederum tut sein Äußerstes, um den häufig akkordischen, aber doch immer wieder auch solistischen Gitarrenpart Leben einzuhauchen und erweist sich als aufmerksamer Begleiter seines Partners, der sich agogisch genau an die Violinstimme anpasst. Dort, wo er führend hervortritt, etwa im Variationssatz aus op. 25, wo die Gitarre die Musik zu einigen ganz zauberhaften Momenten führt, zeigt er eine überzeugende Gestaltungskraft.

Dass das Zupfinstrument klanglich sehr präsent ist, macht ein kleines Problem der Aufnahme deutlich, das mit der prinzipiell heiklen Besetzungskombination von Violine und Gitarre zusammenhängt: Aufnahmetechnisch ist die Duosituation nicht ganz ideal eingefangen, denn die Gitarre bleibt klar, während die Violine ein wenig in die Ferne gerückt und dadurch gelegentlich in den melodischen Konturen auch etwas unscharf wirkt. Am überzeugendsten sind die beiden Instrumente daher klanglich miteinander vermittelt, wenn der Violininist zugunsten des Zupfinstruments zurücktritt und sich mit großer Subtilität auf seine Begleitfunktion einlässt, so in den Variationssätzen oder in einigen Passagen des Finalsatzes aus op. 25.

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